Zum Gedenken an den 100. Geburtstag von Hans Schmidt,
Ehrenbürger unserer Partnerstadt Albinea/Italien
Er war noch nicht drei Jahrzehnte alt, dieser am 17. September 1914 in Treptow geborene deutsche Feldwebel Hans Schmidt, der zum Ende des zweiten Weltkriegs 1944 in Albinea, dieser liebenswerten, kleinen, ländlich anmutenden norditalienische Stadt, die wichtige Armee-Funkstelle des Hauptquartiers von Generalfeldmarschall Kesselring, Oberkommandierender der deutschen Wehrmacht in Italien, leitete und seinem Leben und Tun einen neuen Sinn geben wollte.
Hans Schmidt wußte in diesem fünften Kriegsjahr, in dem der 1939 von Deutschland ausgegangene Krieg inzwischen sich rasant allen deutschen Grenzen in Ost, West und Süd näherte, daß weiterer militärischer Widerstand nur noch eine Kriegsverlängerung und damit Leidensverschlimmerung von Millionen Menschen bedeutete.
Mit vier Kameraden – Erwin Bucher (geb. 1917), Karl-Heinz Schreyer (geb. 1923), Erwin Schlünder (geb. 1921), Martin Koch (geb. 1923) – nahm Hans Schmidt im Sommer 1944 Verbindung mit der italienischen Widerstandsbewegung auf. Alle fünf wollten – durch Unterstützung der „Resistenza“ bei der Ausschaltung dieses, in Albinea in der Villa Rossi stationierten wichtigen deutschen Hauptquartiers – mithelfen, den Krieg und das sinnlose Blutvergießen schneller zu beenden.
Im August 1944 erfuhren die deutschen Dienststellen der Abwehr durch Verrat von diesem Vorhaben. Hans Schmidt wurde am 26. August 1944 bei der Verhaftung erschossen, Erwin Bucher am gleichen Tag auf der Flucht durch eine Handgranate getötet, die drei anderen Kameraden einen Tag später exekutiert.
Alle sollten auf dem Friedhof von Albinea anonym verscharrt werden. Dem damaligen Pfarrer von Albinea, Don Alberto Ugoletti, gelang es jedoch, die Namen zu erfahren und der Nachwelt zu erhalten.
Am 25. März 1995 wurden diese fünf Deutschen – in Gemeinschaft mit britischen, mit dem Fallschirm abgesprungenen Kämpfern, die am 26. März 1945 das gleiche deutsche Hauptquartier angriffen und dabei ihr Leben ließen – posthum Ehrenbürger von Albinea, in Italien eine einmalig Ehrung!
Auch wurde an diesem Tag ein Gedenkstein für die Opfer des Zweiten Weltkriegs eingeweiht, der in Italienisch, Englisch, Russisch und Deutsch die verpflichtende Inschrift trägt: Nie wieder!
Am 7. September 1997 wurde die freundschaftliche kommunale Partnerschaft zwischen den Gemeinden Albinea und Treptow dort vor Ort durch die beiden Bürgermeister Vilmo D e l r i o und Michael B r ü c k n e r beschlossen.
Im Oktober 2000 wurde in Albinea ein Gedenkstein für die Partnerschaft und den Fall der Berliner Mauer eingeweiht. Im März 2003 gab die Gemeinde Albinea einer Straße den Namen Via Treptow. Am Ortseingangsschild wird auf die Partnerschaft hingewiesen.
Der Bezirk Treptow-Köpenick hat seit Juni 2003 den Albinea-Platz, seit 2008 den Don-Ugoletti-Platz. Die Partnerschaft lebt! Die Ehrenbürgerschaft ehrt auch unseren Bezirk!
Am 26. März eines jeden Jahres wird in Albinea in feierlicher Form der Opfer des Zweiten Weltkriegs gedacht und besonders der Helden, auch der deutschen, die für Italien und die Freiheit das Höchste opferten, das ein Mensch für seine Überzeugung hingeben kann: das Leben!
Hans Schmidt und seine vier Kameraden gehören dazu.
Die Gemeinde Albinea ist mit 8887 Einwohnern und 44 km2 nicht groß, aber in Italien durch die Ereignisse von 1944/45 politisch bedeutend. Albinea liegt nur rund 9 Kilometer nördlich der großen Stadt Reggio nell‘Emilia entfernt, in der gleichnamigen Provinz, in der die Produktion von Parma-Schinken, Parmesan-Käse (Parmigiano Reggiano) und Wein die Landwirtschaft, aber auch die Keramik-Industrie und der Maschinenbau die Industrie die Umgebung prägen.
Text von Ulrich Stahr